Suche

Suche Trainingspläne

Letzte Kommentare

  • Tanja Heinz zweifache Deutsche Mastersmeisterin!!!
    Ulrich Ringleb 11.09.2021 14:13
    Großartiger Erfolg! Glückwunsch allen Beteiligten ... :lol:

    Weiterlesen...

×

Warnung

JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 62
Print Friendly, PDF & Email
Quelle: Gießener Allgemeine Zeitung, Nr.196/2004 - S. 20

HTML clipboard

Experten sind sich uneins – Gene spielen offenbar wichtige Rolle, ausgefeilte Technik und das richtige Training aber auch

1936 sorgte der Amerikaner Jesse Owens bei den Olympischen Spielen in Berlin für Furore. In nur 10,2 Sekunden raste er die 100-Meter-Sprint-Strecke entlang und sicherte sich so nicht nur die Goldmedaille, sondern stellte auch einen Weltrekord auf, der für die nächsten 20 Jahre ungeschlagen bleiben sollte. 1968 unterlief Jim Hines erstmals die Zehn-Sekunden-Marke, seit 2002 hält der Amerikaner Tim Montgomery mit einer Zeit von 9,78 Sekunden den derzeitigen Weltrekord. Ein bisschen schneller, so scheint es, geht immer.

Aber mittlerweile sind es Hundertstelsekunden, die in dieser Disziplin über Sieg oder Niederlage entscheiden. »In den vergangenen 15 Jahren gab es im Sprint keine wesentlichen Verbesserungen mehr«, sagt Hans-Hermann Dickhuth, Ärztlicher Direktor der Abteilung Rehabilitative und Präventive Sportmedizin der Medizinischen Universitätsklinik Freiburg. Ist also langsam das Ende der sportlichen Leistungsfähigkeit in Sicht? Durchaus, glaubt Dickhuth, zumindest was die Ausdauer- und Schnelligkeitssportarten anbelange. »Aus biologischen Gründen strebt die Rekordentwicklung einem Grenzwert entgegen, der auch durch eine Steigerung des Trainings nicht mehr verschoben werden kann.«

Die Steigerung der Leistungen sei in den vergangenen Jahren geringer geworden, sagt auch Joachim Mester, der an der Deutschen Sporthochschule in Köln das Institut für Trainingslehre leitet. Dass es eine beschreibbare Grenze für die Leistungsfähigkeit gibt, glaubt er jedoch nicht – »auch wenn in absehbarer Zeit wohl niemand die 100 Meter in sieben Sekunden laufen wird«.

Schnelle Muskelfasern

Was aber bestimmt, wie schnell jemand läuft, wie hoch ein Athlet springen kann oder wie weit er etwas werfen kann? Zu einem großen Teil die Gene, sagt Dickhuth. Denn sie geben die »Grundausstattung« des Körpers vor, also etwa den Aufbau der Muskulatur, das Kraftniveau und die Sauerstoffaufnahmefähigkeit eines Athleten. Durch Training könnten diese Eigenschaften zwar erheblich beeinflusst werden, aber eben nicht unbeschränkt. Entscheidend für die Leistungsstärke eines Athleten ist etwa die Zusammensetzung der Muskelfasern, durch die die so genannte »Schnellkraftfähigkeit« der Muskulatur bestimmt wird. Sie ist in Sportarten, in denen es auf eine schnelle Mobilisierung der Kraft ankommt, wie beim Sprint, im Werfen oder Kugelstoßen, maßgeblich.

Beim Menschen gibt es drei verschiedene Arten von Muskelfasern, die sich in ihrer Kontraktionsfähigkeit unterscheiden. Typ I, auch als roter oder dunkler Muskelfasertyp bezeichnet, reagiert eher langsam und hat eine längere Kontraktionszeit als der helle, weiße Muskelfasertyp (Typ IIa). Dieser ermöglicht schnelle und kräftitige Kontraktionen, er ermüdet aber im Gegensatz zum Typ I deutlich schneller. Die Eigenschaften des letzten Muskelfasertyps (Typ IIx) stellen eine Mischung der schnellen und der langsamen Muskelfasern dar. Die Muskeln von Sprintern bestehen nun zu einem überwiegenden Teil aus den schnellen Muskelfasertypen IIa und IIx. Der Weltklassesprinter Carl Lewis etwa soll 90 Prozent schnelle Muskelfasern besessen haben. Bei Ausdauersportlern hingegen sind die Muskeln zum größten Teil aus langsamen Fasern aufgebaut, die nicht so schnell ermüden. Noch lässt sich nicht sagen, ob begnadete Sprinter oder Marathonläufer als solche geboren werden, also mit einer außergewöhnlichen Muskelfaserzusammensetzung auf die Welt kommen. Es gibt zumindest für einige der Fasertypen Hinweise, dass sie sich auch durch gezieltes Training in andere umwandeln lassen.

Leistungsgrenze

Ein Hinweis auf die wichtige Rolle der Gene bei der sportlichen Leistungsfähigkeit ließe sich jedoch auch daran ablesen, dass bestimmte ethnische Gruppen besondere sportliche Begabungen zeigen, sagt Dickhuth. So kämen die derzeit besten Langstreckenläufer aus Afrika nördlich der Sahara. Die weltbesten Sprinter hingegen stammten aus Westafrika südlich der Sahara, beziehungsweise aus denjenigen ethnischen Gruppen, die historisch diesem Gebiet entstammten, wie zum Beispiel farbige US-Amerikaner.

In den Jahrtausenden der Evolution durchmischten sich die Bevölkerungsgruppen beider Regionen nur wenig, so dass sich genetische Unterschiede zwischen ihnen ausbilden konnten. Angesichts des Schneckentempos der Evolution werden diese Unterschiede auch in absehbarer Zeit bestehen bleiben. Untersuchungen zeigten, dass selbst die »Trainierbarkeit« von Athleten durch die Gene beeinflusst wird. Dickhuth schätzt, dass die beiden genetischen Faktoren – die körperliche Grundausstattung und die Trainierbarkeit – zusammen die Leistungsfähigkeit zu etwa 75 bis 95 Prozent bestimmen.

Gerade im Hochleistungssport beeinflussten aber Trainingsqualität, Ernährung und Umweltfaktoren das Leistungsvermögen erheblich, die Gene sind also keineswegs allein für das Leistungsvermögen verantwortlich. Deutlich steigern lässt sich zum Beispiel die maximale Sauerstoffaufnahme, die insbesondere für die Ausdauerleistung maßgeblich ist, sagt Mester.

Sportlich nur durchschnittlich Begabte erreichen pro Kilogramm Körpergewicht einen Wert von 45 Milliliter pro Minute. Durch entsprechendes Training kann der Wert bei Spitzensportlern auf 75 bis 80 Milliliter gesteigert werden. Und auch die »neuromuskuläre Koordination«, also die Steuerung der Bewegungsabläufe, kann trainiert werden und zu einer deutlichen Verbesserung sportlicher Leistungen führen. Dennoch glauben einige Wissenschaftler, dass die Grenzen der Leistungsfähigkeit in Sicht, wenn nicht gar bereits überschritten sind. Die maximale Belastbarkeit des Herzkreislaufsystems, aber auch des gesamten Bewegungsapparats aus Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenken sei erreicht.

»Nicht nur körperliche Kriterien messen«

Eine Ansicht, die Gudrun Fröhner vom Institut für angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig nicht teilt. Sportliche Leistungen dürften nicht nur nach körperlichen Kriterien gemessen werden, sagt die Sportmedizinerin. Untersuchungen etwa zu Belastbarkeit von Bändern und Sehnen »korrelierten nicht mit der Realität«. Bei der Beurteilung des Leistungsvermögens müsse der Mensch in seiner ganzen Komplexität betrachtet werden. So könne vieles, was den Körper beschränkt, durch Technik wettgemacht werden. Verbesserte Absprung- und Landetechniken etwa reduzierten die Belastung von Bändern erheblich und erlaubten eine Leistungssteigerung, die sonst nicht möglich wäre. Gerade diese Seite sportlicher Leistungsfähigkeit befinde sich ständig in Entwicklung.

In vielen Sportarten geht ohne die richtige Technik ohnehin gar nichts, etwa beim Werfen. Hier entscheidet das Zusammenspiel von Kraft und Technik über den Erfolg des Wurfes. Wie weit jemand werfen kann, errechnet sich aus der Abfluggeschwindigkeit und -winkel des Wurfgegenstands, erläutert Klaus Bartonietz, der am Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland als Experte für Biomechanik tätig ist. Das Krafttraining sei gezielt darauf ausgerichtet, die maximale Abwurfgeschwindigkeit zu erreichen. Daneben werde an der Wurftechnik gefeilt, hauptsächlich mit Hilfe von Videoaufnahmen, dank derer die Bewegungsabläufe bis ins Kleinste zerlegt, analysiert und somit optimiert werden können.

Der Mensch findet scheinbar weiterhin Mittel und Wege, um eventuelle Grenzen seiner Leistungsfähigkeit aus dem Weg zu räumen. Zum Glück, denn so dürften auch die Olympischen Spiele nicht langweilig werden.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Aktualisieren

Registriere dich für unseren Newsletter - alle drei Tage neu!
captcha 
Copyright © 2024 Gießener SV Schwimmen. Alle Rechte vorbehalten.
Joomla! ist freie, unter der GNU/GPL-Lizenz veröffentlichte Software.

Joomla!-Debug-Konsole

Sitzung

Profil zum Laufzeitverhalten

Speichernutzung

Datenbankabfragen